Jetzt ist es also passiert. Das deklarierte Böse in der
Gestalt von Donald John Trump wird das mächtigste Amt der Welt übernehmen. Ein
Mann, der im Wahlkampf vor nichts zurückgeschreckt ist, ein Mann der
reihenweise Bevölkerungsgruppen diskriminiert hat und vor allem ein Mann, an
den eigentlich niemand so richtig geglaubt hat.
Und genau deswegen passt er so gut in die Zeit. Die
Situation ist die gleiche wie am 24. Juni, dem Tag nach dem Brexit-Votum. In
den Tagen vorher waren sich die Bürger so sicher, dass die offensichtliche Vernunft
über den Populismus siegen wird, sodass sie gar nicht wählen gingen. Großbritannien schien
ja eh schon sicher in Händen der EU. Das hätte man auch von Hillary
Clinton denken können: Eine unglaublich unbeliebte Politikerin, die zwar nur
für einen winzigen Bruchteil der Amerikaner eine gute Präsidentin hätte sein
können, aber für viele doch als das kleinere Übel galt. Und genau deshalb
schienen sich die Meinungsforscher aus aller Welt zwei Wochen vor der Wahl so
sicher, dass eigentlich nur Clinton ins Weiße Haus einziehen könnte. So lange,
bis FBI-Chef James Comey in der Woche vor dem 9. November wieder mit der
E-Mail-Affäre ankam. Das war der endgültige Sargnagel für die Kandidatin des
Establishments, die Wähler die sich von Clinton zwar nicht vertreten, von Trump
aber abgestoßen fühlten, wandten sich nach diesem letzten Streitpunkt endgültig
von der Kandidatin ab. Ob diese Wähler zu Trump abgewandert sind, oder einfach
daheim geblieben sind, bleibt offen.
Aber die Meinungsforscher lagen wie so oft bei Wahlen
falsch. Das zeigt vor allem der große Vorsprung, mit dem Trump das Rennen für
sich entschieden hat. Es ist zu erwarten, dass sich in den nächsten Tagen eine Reue
einstellt, die schon aus den Post-Brexit-Tagen im Juni bekannt ist. Natürlich
wird diese Menge klein sein. Trump hat immerhin demokratisch einwandfrei die
Wahl gewonnen, was in seinen Augen nur einwandfrei lief, weil er am Ende als
Sieger aus der Wahl hervorging. Aber ein großer Teil der Amerikaner will den
Umbruch, auch wenn niemand wirklich weiß, wie der unter Trump zu realisieren
sein wird. Ein Umbruch, der Mauern an den mexikanischen Grenzen erlaubt und
Waterboarding an Journalisten gutheißt. In seiner Siegesrede gab Trump sich
bewusst versöhnlich, ob das so bleiben wird, muss sich zeigen.
Immerhin: Donald Trump stellt nicht für jeden Bürger gleich
Unheil dar, wie das in den Medien manchmal suggeriert wird. Ein Politclown wie
Trump braucht sicher eine deutlich längere Eingewöhnungszeit als ein
etablierter Politiker, genau deswegen muss Trumps Umfeld dafür sorgen, dass er
keine voreiligen Entscheidungen trifft. Vielleicht ist zu erwarten, dass er
einige Streitigkeiten zwischen den USA und Russland mit seinem Bruder im Geiste
Wladimir Putin beseitigen kann. Ob das sinnvoll
ist, ob zwei machthungrige Staatsführer zusammenarbeiten können, ist
fragwürdig. Gleichzeitig hat er aber auch angekündigt, alle Errungenschaften der Kabinette Obama rückgängig zu machen.
Einen großen Verlierer gibt es auf jeden Fall: die EU. Trump, der reihenweise
europäische Partner beleidigt, Deutschland als eine „Zweigstelle des
Islamischen Staats“ beschreibt, mit dem kann man nicht so schnell auf einen grünen
Zweig kommen. Wenigstens zeigt sich Angela Merkel kämpferisch. Sollte die
Zusammenarbeit auf westlichen Werten beruhen, ließ die Kanzlerin verlauten,
könne man sich eine Partnerschaft vorstellen. Welche Werte das in Anbetracht
von Trumps Isolationismus und Fremdenhass sein sollen, darauf ging die
Kanzlerin nicht ein.